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Hart erkämpfter Auswärtssieg

WJB I HSG Neudorf Döbeln / LHV Nord 22:25 (9:12)
Am vergangenen Sonntag traten wir zu einem Auswärtsspiel bei der wJB der HSG Neudorf/Döbeln an. Gegen die Mädels unserer Gastgeber haben wir noch nie gespielt, wir wussten also nichts darüber, was auf uns zukommen könnte. Eines war aber klar – ein Sieg sollte her, denn unser Anspruch ist es, um die Medaillenvergabe mitspielen zu wollen. Der Spielplan wollte es so, dass wir zuerst gegen drei der besten Teams der Liga spielen müssen, ehe es zu vermeintlich leichteren Aufgaben kommt.
Nun, ich nehme für mich in Anspruch, mich vielleicht während des Spiels über die Spielweise des Gegners und die Schiedsrichter aufzuregen, mich während des Spiels meistens sogar zurückzunehmen, doch diesmal war alles anders. Dies wird sich auch in dem Spielbericht wiederfinden, auch wenn ich berücksichtige, mich immer noch in einer aufgeheizten Gefühlslage zu befinden. Auch dies sicher ein Novum.
Unser Team trat hoch motiviert und dennoch sehr entspannt an. Wir wussten – bringen wir unsere Leistung auf die Platte, werden wir dieses Spiel gewinnen. In der Kabinenansprache habe ich die Spielerinnen jedoch gewarnt. Zum einen wollen wir keinen Spieler und kein Team unterschätzen, zum anderen haben sich unsere Gastgeberinnen in den bisherigen fünf Saisonspielen eine Spitzenposition erarbeitet – die Spitzenposition in allen Negativstatistiken. Insbesondere fiel mir ins Auge, dass unsere Gastgeberinnen die meisten Zweiminutenstrafen und roten Karten erhielten. Das deutete auf eine, nun sagen wir mal, sehr robuste Regelauslegung und eine harte Spielweise hin. Darauf habe ich unsere Spielerinnen hingewiesen und sie eingestellt.
Ein Merkmal der letzten Saison scheint auch ein Merkmal dieser Saison zu werden. Die Schiedsrichter, diesmal ein Paar aus Leisnig, erschienen einfach nicht. Nach einigem Hin und Her entschieden sich die beiden Trainer, auf zwei Freiwillige zurückzugreifen, welche sich nach einigen Minuten als SR’s anboten. Ein Fehler – wie sich leider erst im Spiel zeigte.
Denn was nun folgte, war eine noch nie da gewesene einseitige Regelauslegung der SR’s. Die angesprochene robuste Spielweise hat sich sofort gezeigt. Ich habe nach dem Spiel noch mit den SR’s gesprochen und sie ermahnt, dass sie von Beginn an mit Karten und Zweiminutenstrafen hätten agieren müssen, dies aber nicht taten und somit die gesundheitsgefährdende Spielweise der Gastgeberinnen beförderten.
Was war passiert? Nun, der Anpfiff der ersten HZ erfolgte, die ersten Angriffe der Gastgeberinnen konnten erfolgreich abgewehrt werden. Unser Team konnte sich Chance um Chance herausspielen, aber auch beste Chancen, sogar ein Siebenmeter, blieben ungenutzt. Irgendwann sagte mir eine Spielerin, dass der Spielball viel zu groß sei, man habe überhaupt keine Ballkontrolle. Im Nachhinein betrachtet ist es plötzlich nachvollziehbar, warum der Gastgeber uns die Prüfung des Spielballs verweigerte und diesen gleich den SR’s gab. Offenbar versprach man sich einen Vorteil davon. Ich habe sofort mit einer TTO reagiert und bei den SR’s einen anderen, spielbaren Ball angefordert. Da waren bereits neun Minuten gespielt. Mit neuem Spielball haben wir die Kontrolle schnell hergestellt und aus einem 0:2 eine Führung gemacht.
Offenbar war dies Anlass genug, in der körperlichen Betonung des Spiels einen Zahn zuzulegen. Auffällig dabei waren die Nr. 4 und die Nr. 26 der Gastgeberinnen. Wie sich bei einer Betrachtung der bisherigen Ergebnisse zeigte, sind genau diese Spielerinnen mit reichlich Zweiminutenstrafen und mit roten Karten aufgefallen. Es war nicht zu fassen… Eine Spielerin von uns am Ball? Kein Problem. Die Nr. 26 nimmt Anlauf, dreht den Körper ein und geht mit angelegtem Arm, aber mit der Schulter voran zum Bodycheck über, so dass unsere Spielerin krachend auf den Boden fällt. Reaktion der SR‘s? Nichts. Nächster Angriff, unsere Spielerin ist durch, hat den freien Weg zum Tor, befindet sich in der Wurfauslage, die Nr. 4 der Döbelnerinnen greift von hinten in den Wurfarm. Reaktion der SR’s? Nichts! Beim nächsten Angriff die gleiche Situation, unsere Spielerin fängt einen Pass ab und läuft allein auf das Tor zu, hat den Ball in der Wurfauslage und wird von hinten in den Arm gegriffen, kommt zu Fall. Reaktion der SR’s? Immerhin Freiwurf! Hä? Was ist da los? Im nächsten Angriff freie Wurfposition für uns, die Nr. 26 kommt von der linken Seite angerannt, hebt den Arm und rammt ihn unserer Spielerin in den Hals. Reaktion der SR’s? Nichts! Abwurf für Döbeln. Diese können im nächsten Angriff einen Torwurf ansetzen, dabei steht die Nr. 26 etwa 30 cm im Kreis – kein Abpfiff. Unsere TH hält, der Ball kommt wieder aus dem Kreis, die Nr. 26 nimmt ihn auf – das Tor zählt! Wie jetzt? Der Höhepunkt der ersten HZ: Die Nr. 4 wird am Kreis festgemacht, der SR pfeift, unsere Spielerin lässt los. Dann führt die Nr. 4 der Döbelner einen ganz klaren Schlag mit dem linken Ellbogen in das Gesicht unserer Spielerin aus. Dass diese nicht getroffen wurde, war reines Glück, da unsere Spielerin nach hinten fiel und so mit dem Gesicht aus der Reichweite des Ellbogens war. Reaktion der SR‘s? Siebenmeter für Döbeln! Insgesamt vier Spielerinnen unseres Teams bekamen Treffer an Kopf und Hals ab, eine das Knie in die Hüfte getreten – keinerlei Reaktionen der SR’s oder gar Strafen. Leute… Die Nr. 4 der Döbelner fiel in der ersten HZ auch damit auf, dass sie immer wieder in die Schritte ging. Ich habe mich daraufhin beschränkt, mich nur noch zu beschweren, wenn sie fünf Schritte gehen durfte, ohne dass die SR’s dies abpfiffen, als sie dann aber auch mal sechs Schritte gehen durfte, habe ich die Welt und wohl auch die Handballregeln nicht verstanden. Auf meine Beschwerde hin belehrte mich der SR kurz mit: „Das sind keine Schritte, das sieht nur komisch aus.“. Wow. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Liebe Leser, ihr kennt mich ja, ich beziehe mich in den Spielberichten immer auf das Sportliche, Kritik an den SR’s liegt mir fern. Insbesondere möchte ich mich sogar dafür bedanken, dass nach dem wiederholten Ausfall angesetzter SR’s zwei Sportfreunde wenigstens zum Pfeifen bereit waren. Aber was da in Döbeln gezeigt wurde, an Aggressivität und gesundheitsgefährdender Spielweise unserer Gastgeberinnen und den fehlenden Reaktionen hierauf von den SR’s, geht gar nicht. Das war nicht nur grenzwertig, sondern weit darüber hinaus. Die Nr. 4 und die Nr. 26 unserer Gastgeberinnen hätten beide nach klaren Tätlichkeiten gegen die Gegenspielerinnen mit Rot, im Fall des Ellbogenschlages ggf. auch mit Blau vom Feld gestellt werden müssen, aber wenn nichts passiert, dürfen diese Spielerinnen eben machen, was sie wollen. Das macht mich fassungslos, gerade weil auch diese Spielerinnen im bisherigen Saisonverlauf so negativ aufgefallen sind.
Was bleibt aus sportlicher Sicht? Nach dem Ballwechsel haben wir das Spiel im Griff gehabt. Die Pausenführung von 12:9 war natürlich zu wenig, ebenso das Endergebnis von 25:22. Gegen spielerisch limitierte Gastgeberinnen hätten wir deutlich höher gewinnen müssen; in Anbetracht der Umstände wollen wir aber zufrieden sein. Zum Glück wurde keine Spielerin ernsthaft verletzt, das zählt. Der einzige Kritikpunkt von mir heute: Wir haben in der zweiten HZ mit vier Toren geführt und unsere Gastgeberinnen wieder auf ein Tor herankommen lassen. Dies war ausschließlich der harten Gangart geschuldet, aber da müssen wir dennoch dagegenhalten und uns reinbeißen. Das müssen wir einfach verhindern.
Zwei Spielerinnen habe ich zum Eigenschutz früher als gedacht runternehmen müssen, eine davon, nachdem diese anfing, sich gegen den harten Körpereinsatz auch mal zu wehren. An euch insbesondere, aber auch an alle anderen ein ganz großes Dankeschön, für euren Einsatz, den Mut und die Aufopferung, auch mal dagegenzuhalten, für das Hinnehmen der Schläge und die unzähligen blauen Flecken, die ihr gestern getreu dem Motto „Take it for the team“ kassiert habt, für den Willen, den ihr zeigtet. Eure Reaktionen in den TTO’s, in denen ihr oft auch selbst das Wort ergriffen habt, euch immer wieder gepusht habt und auf den Sieg eingeschworen habt, zeigen uns, dass ihr gereift seid. Und ihr seid ein Team.
Wir sind stolz auf euch!
„Aus Liebe zum Sport "
Es kämpften (im wahrsten Wortsinn) und siegten für den LHV:
Anna – Luisa, Mette, Annicka, Maria, Vicky, Johanna, Jessica, Marlene, Elisabeth, Emma und Lara